SCHLIESSEN

Weltweit sinkt die Zahlungsmoral

 

Deutschland:

Nachdem Insolvenzen im laufenden Jahr auf einem Rekordtief stagnieren, prognostiziert Euler Hermes (EH) für 2017 erstmals wieder eine Steigerung um 1 Prozent. Als besonders alarmierend bezeichnet der weltweit führende Kreditversicherer die Entwicklung der Pleiten großer Unternehmen. Von 2014 auf 2015 stieg die Anzahl solcher „Mega-Insolvenzen“ weltweit um 60 Prozent – in Deutschland waren acht Unternehmen mit einem Umsatz von über 100 Mio. Euro betroffen. EH befürchtet einen Dominoeffekt bei deren Lieferanten. Betrachtet man einzelne Branchen, sei das Risiko besonders im Textilbereich gestiegen. Weiterhin als Wackelkandidaten gelten die Transport- und Metallbranche. Handels- und Dienstleistungssektor sowie die Baubranche verzeichneten zuletzt zwar alle einen Rückgang, absolut betrachtet verantworten sie aber nach wie vor die höchste Anzahl an Pleiten.

China:
Miese Zahlungsmoral! Wie die aktuelle Euler Hermes Studie zum weltweiten Zahlungsverhalten – „Worldwide DSO – Paying the penalty for low growth“ – ans Licht bringt, dauert es durchschnittlich 92 Tage, bis Chinesen ihre Rechnungen begleichen. Als weltweites Schlusslicht des Rankings zahlen Chinesen fast einen Monat später als der weltweite Durchschnitt! (Besonders betroffen: die Elektronikindustrie. Deren Rechnungen wurden 2015 erst nach durchschnittlich 139 Tagen bezahlt.) Deutschland (mit im Schnitt 53 Tagen) und Österreich als Spitzenreiter (44 Tage) stehen im Vergleich gut da. Als Gründe für diese Entwicklung nennt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe, zum einen das gebremste Wirtschaftswachstum, zum anderem die großen Cash-Bestände der börsennotierten chinesischen Unternehmen. Sie können sich längere Zahlungsziele schlichtweg leisten. Seit 2010 haben diese Unternehmen ihre Cash-Bestände sowie Zahlungsmitteläquivalente verdoppelt. Das schafft einerseits Mittel für Investitionen gerade im Ausland, andererseits können die Unternehmen ihre Kunden unterstützen, indem sie längere Zahlungsziele als Alternative zu Bankkrediten anbieten. Solche werden in China äußerst eingeschränkt vergeben. Coface hat indessen Chinas Country Rating von A4 auf B herabgestuft.

Dänemark:
Laut Coface gingen dänische Insolvenzen 2015 zwar um 0,5 Prozent zurück, doch der Schein trügt: Dieses Jahr könnten die Insolvenzen sogar um über 60 Prozent steigen! Dabei macht Coface eine enorme Schere zwischen den unterschiedlichen Branchen aus: So gingen die Insolvenzen im Finanzsektor um 25,4 Prozent zurück, in der Landwirtschaft hingegen stiegen sie um 50,9 Prozent. Weitere wichtige Branchen wie das verarbeitende Gewerbe, Handel, Transport und das Beherbergungs- und Gastgewerbe verbuchten rund 5 Prozent mehr Insolvenzen. Besonders die ersten vier Monate des Jahres schlugen zu Buche: im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen Pleiten hierbei um satte 83 Prozent. Zwar rechnet Coface für die zweite Jahreshälfte mit etwas Beruhigung, 64 Prozent mehr Insolvenzen als 2015 könnten es aber immer noch werden.

Russland:
Für Russland notiert Euler Hermes in 2015 eine verbesserte Zahlungsmoral. Vier Tage schneller wurden Rechnungen beglichen. Dies, schätzen die Volkswirte des Kreditversicherers, werde sich im laufenden Jahr auf gleichem Niveau stabilisieren. Die Ursache liege jedoch vor allem darin, dass es Unternehmen so sehr an Vertrauen in das wirtschaftliche Umfeld mangele, dass viele Kreditrisiken meiden und nur gegen Vorkasse liefern oder andere Bartransaktionen nutzen.

Brasilien:
Neben China erwartet Euler Hermes in Brasilien die größte Verschlechterung in Sachen Zahlungsmoral. Und obwohl der Markt bislang positiv auf Nachrichten über die Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff reagierte, rechnet auch Coface nicht mit einer wirklichen Entspannung. Was war geschehen? Wie der Kreditversicherer Credendo zusammenfasst, haben Ermittlungen über mehrere Milliarden US-Dollar schwere Rückvergütungen beim staatlichen Erdölkonzern Petrobras zu Haftstrafen für zahlreiche Spitzenpolitiker und -unternehmer geführt. Zudem wurde Präsidentin Rousseff unter dem Vorwurf der Manipulation der Haushaltsbilanz zuerst suspendiert und inzwischen endgültig ihres Amtes enthoben. Die Leitung der Regierungsgeschäfte bis zur nächsten Präsidentschaftswahl im Jahr 2018 soll in den Händen des Übergangspräsidenten Michel Temer verbleiben. Vor dem Hintergrund der extrem instabilen politischen Lage bleibt jedoch abzuwarten, ob es seinem Kabinett gelingt, die brasilianische Wirtschaft aus der Rezession zu führen. Schließlich stehe auch die Partei des Vizepräsidenten unter Korruptionsverdacht, ergänzt Coface.

Wie schlägt sich das auf die Wirtschaft nieder? Begonnen habe der Rückgang der brasilianischen Wirtschaftskraft schon 2011 mit dem Abflauen des Rohstoffbooms, erklärt Credendo. Nachdem sich 2015 wirtschaftlich betrachtet bei einer Wachstumsrate von minus 3,8 Prozent als das schlechteste Jahr seit 1990 entpuppt hatte (die Inflation stieg auf 10,7 Prozent), erwarten Coface und Euler Hermes nun auch für 2016 eine ungebremste Rezession. Die Kreditversicherer rechnen mit einer steigenden Arbeitslosigkeit bei weiterhin sinkender Nachfrage. Die nach wie vor unzureichende Infrastruktur schränkt die Wettbewerbsfähigkeit im Exportbereich stark ein. Die Zahl an Insolvenzen dürfte demnach um 22 Prozent steigen. Wenig verwunderlich also, dass Coface Brasilien in der Länderbewertung schon im September 2015 von A4 auf B herabstufte, um im Januar sogar auf C herunterzugehen.

Ob und wie sich die Wirtschaft Brasiliens erholen kann, hängt stark von der Lösung der politischen Probleme ab. Die Situation wirkt sich auf die wichtigsten Branchen aus: Besonders betroffen sind Bausektor, Automobil- und Stahlbranche. Im Coface-Branchenbarometer werden sie unter „hohes Risiko” eingestuft. Mehr Insolvenzen sind also zu befürchten.

 

 

 

Brexit News

Brexit bereitet Briten und Exportländern Sorge

Schon vor dem Brexit bereitete die sinkende Zahlungsmoral im Königreich britischen Unternehmen sowie europäischen Exporteuren Sorge. Wie eine Studie von Euler Hermes herausgefunden hatte, stiegen die britischen Zahlungsverzögerungen im 4. Quartal 2015 im Vergleich zum Vorquartal um 12 Prozent an. Für 2016 erwartet Euler Hermes eine Steigerung der Insolvenzen um 5 Prozent. In 14 von 17 wichtigen Sektoren wurden mehr Zahlungsverzögerungen verzeichnet als im Vorjahr. Besonders im Metall- und Bausektor (28 und 26 Prozent) stiegen die Zahlungsverzögerungen – 2015 um mehr als ein Viertel. 31 Prozent aller gemeldeten Zahlungsvorfälle stammen aus der Baubranche.

Durch den Brexit dürften die Insolvenzen vor allem in Deutschland, den Niederlanden, Irland, Belgien und China ansteigen. Doch mehr noch als jene Staaten wird wohl Großbritannien selbst zu leiden haben: Euler Hermes rechnet mit bis zu 1.700 zusätzlichen Pleiten bis 2019 und einem Ausfuhr-Rückgang um 30 Mrd. britischen Pfund allein in 2019. Im Falle eines Freihandelsabkommen wären es vermutlich immer noch 1.500 zusätzliche Insolvenzen.

Auf Deutschland dürfte sich der Brexit als ebenso katastrophal auswirken: Fast 7 Milliarden Euro an Exporten könnten deutschen Exporteuren bis 2019 im Falle eines „harten Ausstiegs“ ohne Handelsabkommen abhanden kommen. Besonders betroffen: deutsche Autobauer. Euler Hermes erwartet allein durch den Brexit einen Anstieg der Insolvenzen in Deutschland um zusätzlich rund 1,2 Prozentpunkte.

 

 

 

 

Exemplarische Branchen

Blick auf zwei exemplarische Branchen

Bau:
Ein Ende der Boomjahre sieht Euler Hermes für die deutsche Baubranche – trotz stabiler Profitabilität und leichtem Wachstum der Bruttoproduktion um 2 Prozent. Laut Prognose des Kreditversicherers werden die Insolvenzen zwar um rund 2 Prozent zurückgehen, sich aber mit etwa 3.800 Fällen weiter auf hohem Niveau bewegen. Knapp 16 Prozent aller Unternehmenspleiten fallen demnach in die Baubranche. Immerhin: Im Nachbarland Frankreich verantwortet die Branche rund ein Viertel an Unternehmenspleiten.

 

Stahl:
Der Kreditversicherer Coface stellt einen stetigen Anstieg des Kreditrisikos in der globalen Metallproduktion fest und bewertet den Sektor gar als riskantesten von 12 untersuchten Branchen. So liegt die Risikobewertung für Lateinamerika, Emerging Asien, den Nahen Osten und Westeuropa jetzt bei „sehr hoch“ sowie bei „hoch” für Osteuropa und Nordamerika. Grund: Die Branche leidet unter dem schwachen Wachstum der Weltwirtschaft – sowie unter Chinas aggressiver Preispolitik.

2014 fielen 45 Prozent der weltweiten Stahlproduktion auf das Land der Mitte. Zwar ging die Produktion 2014 um 3,3 Prozent, der Verbrauch 2015 um 5 Prozent zurück, doch stieg die Produktionskapazität weiter, um das globale Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage weiter zu befeuern. Obwohl die weltweite Produktion sinkt (-3,1 Prozent Ende Februar 2016) und ein Drittel der Stahlöfen stillstehen, bleibt das Angebot deutlich zu hoch. In der Folge gaben die Preise stark nach. China wiederum hievt seine Übermengen (2015 mengenmäßig 20 Prozent) in den Export und bringt damit besonders Stahlproduktionsstrukturen in Europa, den USA und in den Emerging Markets durcheinander. Coface bezeichnet die Branche daher als eine der unprofitabelsten überhaupt mit zugleich höchster Verschuldung.

 

 

 

Neues vom Markt

Neues vom Markt

Euler Hermes

a) Corporate Advantage Police
Dieser Schutz vor Forderungsausfällen soll langfristig die Warenkreditversicherung 2008 ersetzen. Dank eines neuen EDV-Systems können nicht nur 80 Prozent aller Inlandsanfragen binnen Sekunden entschieden werden, für Kunden besteht auch eine direkte Verbindung zu Euler Hermes. Dieser Service synchronisiert Informationen automatisch mit deren Debitorenmanagement. Weitere Vorteile: Es bestehen weltweit identische Bedingungen bei Verträgen und Entschädigungen. Eine größere Auswahlmöglichkeit an Klauseln vereinfacht die Darstellung von individuellen Anforderungen. Zahlungszielverlängerungen lassen sich einfacher handhaben, weil im Rahmen einer vereinbarten Frist keine Absprache mit dem Versicherer notwendig ist. Indem Euler Hermes Prüfgebühren monatlich effektiv berechnet sinken die Kosten.

b) Branchenpolice Bau
Mit seiner neuen Branchenpolice Bau sichert Euler Hermes rundum gegen häufig im Baugewerbe auftretende Risiken ab. Besonderheiten sind dabei die „Bausteine“ Warenkreditversicherung (WKV), Vertrauensschadenversicherung (VSV) sowie Kautionsversicherung (KTV). Hat ein Bauunternehmen einen Bau oder Bauabschnitt fertiggestellt und ist in erhebliche Vorleistung gegangen, doch der Abnehmer will wegen einer Beanstandung nicht bezahlen und bestreitet die Rechnung, kann diese bestrittene Forderung große Liquiditätsprobleme verursachen. Denn eine Einigung kann bis zu drei Jahre dauern. Mit der Branchenpolice erhält das Unternehmen von Euler Hermes sofort das Geld und kann so ohne Liquiditätsengpass und Druck in die Verhandlung gehen. Über die Branchenpolice können außerdem Vertragsstrafen zum Beispiel aufgrund von nichteingehaltener Fertigstellungsterminen, Diebstahl, Unterschlagung oder Sabotage auf der Baustelle (begangen durch Mitarbeiter oder externe Vertrauenspersonen wie beispielsweise Leiharbeiter) abgesichert werden. Nicht zuletzt hat Euler Hermes erstmals Versicherungsschutz für Forderungen gegen die öffentliche Hand integriert und dabei auf das anhaltend schlechte Zahlungsverhalten gerade vieler öffentlich-rechtlicher Auftraggeber reagiert.

c) Absicherung von Leasinggeschäften
In der Investitionsgüterkreditversicherung (IKV) sind Leasinggeschäfte jetzt als Einzelabsicherung möglich. Mögliche Leasinggegenstände sind Maschinen, Baumaschinen, Energieanlagen und medizintechnische Geräte. Wichtig ist ein angemessener Restwert, der etwa bei 20 Prozent des Anschaffungswertes liegen sollte. Forderungen aus Leasing­ und Mietverträgen im Kurzfristbereich sind demgegenüber über die EH Corporate Advantage versicherbar – vorausgesetzt, der Versicherungsnehmer ist eine Überlassungsvereinbarung eingegangen, die den Leasing­ oder Mietgegenstand klar definiert und eine Fakturierung von 15 Tagen nach der Rechnungsperiode regelt. Die Entschädigungsleistung ist auf 4 Monate des offenen Gesamtbetrages begrenzt.

Atradius
Die Forderungsausfall-Versicherung „Modula Export“ soll Sicherheit und Liquidität für Exporte bieten. Sie vereint die Absicherung gegen Zahlungsausfälle aus wirtschaftlichen und politischen Gründen (der politische Deckungsschutz gilt sogar bei schwerwiegenden politischen Ereignissen wie Bürgerkriegen oder Aufständen), das heißt, den klassischen Schutz gegen Zahlungsverzug oder -ausfall ergänzt eine Deckung politischer Risiken bis zu 95 Prozent des Forderungsbetrags. Zudem ist eine andere Vertragswährung (zum Beispiel Dollar, Pfund etc) neben Euro möglich. Nicht zuletzt kann der Zahlungsverzug öffentlich-rechtlicher Auftraggebers miteinbezogen werden.

AXA
Mit der BonLine® M legt AXA eine Bürgschaftsversicherung für Gewährleistung und Vertragserfüllung für Unternehmen des Bauhaupt- und Baunebengewerbes mit einem Umsatz bis 10 Mio. Euro vor – mit deutlich vereinfachtem Tarifsystem. Interessenten können ihren passenden Bürgschaftsrahmen für Gewährleistung und/oder Vertragserfüllung zwischen 10.000 Euro und bis zu 1 Mio. Euro, wählen – je nach Umsatz und Bedarf. Durch die Möglichkeit eines Bürgschaftsrahmens nur für Gewährleistungsavale kann die AXA in Variante 1 besonders günstige Prämien anbieten. Bonität vorausgesetzt, sind dabei keine Sicherheiten notwendig. In Variante 2 (Gewährleistung und Vertragserfüllung) bedarf es ab einem Bürgschaftsrahmen von 600.000 Euro je nach Bonitätsbewertung einer Besicherung. Deren Umfang wird individuell geprüft.

Sicherlich eine Besonderheit: Stand der Tarif bislang nur etablierten Unternehmen zur Verfügung, dürfen nun auch Existenzgründer darauf zugreifen, sogar bei noch fehlendem Bonitätsindex. Sie können Bürgschaftsrahmen von 10.000, 25.000 oder 50.000 Euro vereinbaren – wahlweise auch für Vertragserfüllungsbürgschaften.

 

 

GBH KREDITVERSICHERUNGS- UND FACTORING-MAKLER GMBH

  Ihr Ansprechpartner: Ralf-Patric Paps
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